Im Zentrum der Arbeiten von Birgit Ginkel steht eine Porträtserie der Todesopfer an der Berliner Mauer. Bei Touren in der Umgebung entdeckte die Künstlerin die Mauersteine, auf denen mit Fotos auf die einzelnen Todesopfer am Fluchtort hingewiesen wird. Ginkel recherchierte, suchte Fotos und beschäftigte sich mit den Umständen, unter denen die Menschen ums Leben kamen. Im Frühjahr 2012 begann sie mit der Entwicklung der Porträtserie. Gegenwärtig umfasst das Projekt 41 Werke, die die Frage der Versöhnung mit den Schicksalen und dem Ort des Geschehens in den Vordergrund stellen. Für jede ihrer Arbeiten zerkleinert und mahlt die Künstlerin von ihr selbst gesammeltes originales Beton der Berliner Mauer. Aus gemahlenen schwarzen Turmalin sowie Kohle werden die Porträts geschaffen. Hinzu kommt – ähnlich früherer Grabbeigaben – ein Edelstein, ein besonderes Mineral oder Pigment. Zitronen-Blattgold wird für die Aureole verwendet und symbolisiert die ikonographische Seite der Werke.
Die Berliner Mauer führte zu festen und begrenzten Räumen, in denen die Menschen beiderseits der Mauer gezwungen waren, sich zu bewegen. Die Arbeiten von Birgit Ginkel bewegen sich im Spannungsfeld verschiedenster räumlicher Grenzen. Grenzüberschreitungen von Stadt zu Stadt, von Land zu Land, vom Leben zum Tod werden thematisiert. Dabei rücken essentielle Fragen in den Fokus: Wie haben die Hinterbliebenen das Schicksal gemeistert? Warum riskieren so viele Menschen ihr Leben auf der Flucht? Und wo gibt es Verbindungen zu unserem aktuellen Leben in Deutschland und Europa?
Gegenwärtig umfasst das Projekt 50 Porträts, jedes ist 35 x 35 cm.